Inga Steinmetz

Inga ist eine Illustratorin aus Berlin. Sie arbeitet im Bereich Charakter-Design, Kinderbuchillustration und Comic. Seit etwa zehn Jahren veröffentlicht sie außerdem erfolgreich Manga. Bis zum heutigen Tage hat sie über 1000 Manga-Seiten gezeichnet und ein Ende ist nicht abzusehen. Sie mag Katzen und gutes Essen (kein direkter Zusammenhang).

Wie werde ich Mangaka?

Ich werde sehr oft gefragt, was man braucht, um „Mangaka zu werden“. Ich möchte hier ein paar meiner Ansichten aufführen, die allerdings kein hundertprozentiger Wegweiser zum Erfolg sind. Sie sollen vielmehr zum Nachdenken anregen. Bevor ich beginne, macht euch bitte klar, dass das MEINE Ansichten sind und nicht die Verlagsansichten. Ich schreibe aus der Perspektive eines Menschen, der schon so einige Mangageschichten gezeichnet hat, nicht aus der Sicht eines Verlagschefs. Ich werde aber versuchen, auch die Verlagsperspektive miteinzubeziehen.

Fangen wir also an, ja?

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Zeichnen für einen Verlag

Der größte Stolperstein für die, die es bereits geschafft haben, und das Angebot für eine Veröffentlichung bekommen, scheint das Einhalten der Deadlines zu sein.

Da verzögern sich Termine um manchmal ein halbes Jahr oder der Zeichner lässt sich so viel Zeit, dass der Verlag sich sogar weigert, das Werk anzukündigen, bevor nicht das fertige Manuskript auf dem Tisch liegt. Das ist erstmal unangenehm für den Verlag, da eine Veröffentlichung auch sehr zeitgebunden sein kann (Trends können schnell out sein). Außerdem verlasst ihr so die Rolle des gleichgestellten „Partners“ für den Verlag, ihr werdet eher zum „Ärgernis“ und zu einem großen Unsicherheitsfaktor. Der Verlag wird sich zweimal überlegen, ob er euch nochmal eine Zusammenarbeit anbietet.

Viele unterschätzen auch den eigenen Stress und die psychische Belastung, die so ein „Kaugummi-Projekt“ bedeuten kann. Ihr tragt immer und ständig ein schlechtes Gewissen mit euch herum, seid oft übermüdet, weil ihr vielleicht versucht, schnell-schnell noch etwas zu reißen. Aber am schlimmsten sind dann die hingeschluderten (im schlimmsten Fall!) Zeichnungen, die euch jegliche Freude am Projekt nehmen. Und auch euren Leser ist es egal, unter welchen Umständen die Zeichnungen entstanden sind, sie wollen „euer Bestes“ sehen. Es ist also ein riesiger Rattenschwanz und sollte auf keinen Fall unterschätzt werden.

Die ehrliche Selbsteinschätzung

Viele Leute schätzen sich vielleicht zuverlässiger ein, als sie sind oder sie waren noch nie in der Situation, unter Zeitdruck zu zeichnen. Deshalb schreibe ich hier ein paar Fragen auf, die jeder sich stellen kann, um sich in diesem Zusammenhang zu überprüfen. Hier muss man natürlich ehrlich zu sich selbst sein ;-).

Neigt ihr dazu, Aufgaben aufzuschieben? Habt ihr bereits in der Schulzeit viele Aufgaben „auf den letzten Drücker“ gemacht? Wie waren eure Arbeitsergebnisse, wenn ihr unter Stress ungeliebte Aufgaben erledigen musstet?

Natürlich kann man die Schulzeit nicht mit der Arbeitswelt vergleichen. Aber gewisse Neigungen kann man dort schon feststellen, wenn man einmal tief in sich geht. Das Argument „Aber am Zeichnen habe ich ja Spaß, an Mathehausaufgaben nicht!“ zählt leider nicht. Das erste, was ihr bei einer Verlagsarbeit lernen müsst, ist das der Spaß der Pflicht weicht. Natürlich hat man weiterhin Freude am Mangazeichnen aber durch den Abgabetermin funktioniert man eher, bis der Band abgeschlossen ist und ERST DANN kommt Freunde an der Bewältigung auf. Diese Freude kann man sich regelmäßig als Belohnung erarbeiten, wenn man kapitelweise vorgeht, also z.B. jeden Monat ein Kapitel vollständig abschließt. Manchen Leuten fällt das einfacher, als 180 Seiten zu skizzieren, 180 Seiten zu tuschen, 180 Seiten zu rastern etc. …

Wie geht ihr mit Kritik von euch fremden Personen um (Bekannte, Eltern und Freunde zählen nicht)? Blockt ihr sofort ab, fühlt euch persönlich angegriffen? Fällt es euch schwer, die Kritik objektiv zu betrachten?

Ebenfalls ein wichtiger Punkt. Niemand hört gerne Kritik, weil Lob die Seele streichelt. Wenn ihr mit einem Verlagsredakteur arbeitet, wird aber irgendwann immer der Punkt kommen, in dem man euch einen Ratschlag erteilt. Manchmal werden es Korrekturen an der Anatomie sein, manchmal müsst ihr inhaltliche Punkte verteidigen. Abgesehen, ob ihr die Kritik annehmt oder nicht, solltet ihr nie mauern und alles ablehnen, was vorgeschlagen wurde. Als Zeichner passiert es erschreckend leicht, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht und Seltsamkeiten in seinen Stil einbaut, die vielleicht eurem daran gewöhnten Auge nicht mehr auffallen aber dem Außenstehenden als „uneinheitlich“ (nicht mal unbedingt falsch!) auffallen. Natürlich gibt es viele Spielarten bei einem Stil aber ein geübtes Auge erkennt auch inkonsequente Bestandteile in einer Zeichnung bzw. einem Kapitel.

Ich möchte außerdem davor warnen, sich über direkte (und herbe) Kritik von Laien zu beschweren. Ihr könnt nicht von einem Schüler oder Büro-Azubi (beispielsweise ;-D) erwarten, dass er euch eine detaillierte, professionelle Kritik aus der Zeichnersicht auftischt. Ihr könntet ja auch nicht unbedingt Fehler beim Herdanschluss benennen, außer „Herdplatte geht nicht“, ne? Viele eurer Leser zeichnen nicht oder nur zum Spaß und sind keine Redakteure. Vergesst das nicht, wenn ihr nächstes Mal ein „die Gesichter sehen etwas seltsam aus“ vor den Latz geknallt bekommt und euch denkt „Kannst du nicht genau ausformulieren, was du meinst?“. Viele Laien können das eben nicht aber irgendwie merken sie eben die (oben angesprochene) Inkonsequenz in einem Stil, ohne sie direkt benennen zu können.

Auch hier gilt trotz allem natürlich „Der Ton macht die Musik“. Fiese Kommentare und Beleidigungen überliest man besser. Zurückgiften bringt es (online) eh nicht :-D. Macht trotz allem NIE den Fehler euer Werk zu sehr mit euch als Person zu verbinden, auch wenn’s schwer fällt.

Mangaka, fight!

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Wie man sich bei einem Verlag bewirbt

Zum Mangaka-Werden gehört natürlich auch die Bewerbung an sich. Wie geht man da also vor?

Als ersten großen Tipp gebe ich Folgendes: Wenn ihr es irgendwie schafft, geht zu einer Mappensichtung auf eine Messe. Die (reelle) Erfahrung, jemanden aus dem Verlag gegenüber zu sitzen, gibt euch zum ersten Mal ein Gefühl für das „Zeichnen als Beruf“. Denn wenn ihr es zu einem Verlag geschafft habt, wird genau so eine reale Person euch gegenüber sitzen bzw. euch als Mail-Partner oder per Telefon zur Seite stehen. Diese Person wird Erwartungen haben und ihr werdet Verpflichtungen haben, die ihr einhalten müsst. Euer Redakteur wird freundlich zu euch sein aber er ist auch euer Kritiker, der Lob weniger enthusiastisch verteilt, als eure Freunde.

Und wem sich schon bei dem Gedanken an „Zeichnen als Verpflichtung“ im Magen ein Kloß bildet, der sollte von seinem Vorhaben ablassen. Alle anderen lesen bitte weiter ;-).

Die wichtigsten Tipps für eine Mappensichtung

Was solltet ihr auf eine Mappensichtung mitbringen?

Erstens: Ausgearbeitete Manga-Seiten

Die Verlage suchen Manga-Zeichner, keine Illustratoren. Natürlich werden sie schöne Farb-Illustrationen gerne anschauen und euch vielleicht dafür loben aber vielleicht werden sie auch denken „Schade drum aber was soll ich damit?“

Wichtig sind eure Erzählfähigkeiten über mehrere Seiten, euer Paneling, euer Können mit der Feder.

Hat Toriyama so einen grandiosen Erfolg gehabt, weil seine Farb-Illus bombastisch waren? Nein, die Leser-Meute hat 42 Manga-Bände gelesen, nicht 42 Artbooks.

Wenn diese ausgearbeiteten Manga-Seiten bereits zu eurem Projekt gehören, umso besser. So könnt ihr den Verleger vielleicht schon auf 15 Seiten überzeugen, warum eure Geschichte in den Handel kommen soll.

Was ihr allerdings nicht erwarten solltet: Dass diese 15 Seiten dann genau so im Buch landen. Es kann sein, dass sie nie verwendet werden, ihr sie neu zeichnen müsst, ihr sie „umsonst gezeichnet“ habt.

Das ist hart aber Manga-Zeichner produzieren viel „für die Schublade/ den Mülleimer“. Illustrationen, die nie abgesegnet werden. Zahllose Stunden an Schwarz/Weiß-Bilder verschwendet, die doch nicht als Kapitelcover nutzbar sind. Storyboards, die sich als zu langweilig herausstellen.

Als Mangazeichner werdet ihr zum ersten Mal herausfinden, was es bedeutet, nicht mehr ein „Baby“ zu haben (eine aufwändige Illustration oder eine Kurzgeschichte direkt aus eurem Herzen), sondern viele Kinder, Stiefkinder und ausgesetzte Vollwaisen. Eure Liebe muss sich auf mehr als 150 Seiten verteilen. Das hört sich vielleicht so an, als würdet ihr unehrlich zu eurem Hobby werden, nicht mehr mit ganzem Herzen dabei sein. Aber dem ist nicht so.

Eure Liebe wird sich in der Geschichte selbst wiederfinden, die Kreativität wird sich in den Storyboards verstecken und ihr werdet eure Figuren so gut kennenlernen, wie in keinem Fan-Projekt vorher.

Das Tuschen, das Verschönern durch Raster und Schraffuren, das ist nur der Mörtel, der das alles zusammenhält. Leider wird trotzdem erwartet, dass ihr darin großartig seid ;-).

Zweitens: Character Sheets

Dieser Punkt erklärt sich fast von selbst aber hier legt ihr das Fundament der Geschichte!

Erschafft unterschiedliche Charaktere. Geht sicher, dass kein Charakter reagieren würde, wie ein zweiter. Seid extrem in den Vorlieben und Abneigungen. Das kann zu Melodramatik in den Dialogen führen (unschön) aber die könnt ihr mit guten Dialogen auffangen. Eure Figuren dürfen oberflächlich betrachtet Klischees enthalten aber sie sollten auch etwas Eigenes haben, etwas, dass nur ihr erschaffen konntet.

Achtung, persönliche Meinung: Zeichnet sie auch so, das ihr Bock habt 150+ Seiten mit ihnen zu verbringen. Details sind zwar schön für Farb-Illus aber braucht man dieses komplizierte Hosenmuster wirklich, um zu zeigen, dass der Hauptcharakter ein toller Typ ist? Oder zeichnet ihr es nur, um zu beweisen, dass ihr’s drauf habt? Gute Verleger durchschauen sowas … ami

Drittens: Warum gerade mein Manga verlegt werden sollte (unbedingt notwendig!)

Der Funke, der euch die Sympathien der Leser schenkt. Der euren Verleger sagen lässt „Das Projekt MUSS ich haben!“

Es gibt leider keine Tricks. Aber meiner Überzeugung nach hat fast alles eine Chance, wenn es gut gemacht wird. Daran glaube ich ganz fest.

Aber: Zeichnet kein Boys Love, wenn eurer männlichen Figuren nicht wirklich schnuckelig sind. Versucht euch nicht an Romanzen, wenn ihr es nicht ernst nehmen könnt, wenn zwei eurer Figuren sich anhimmeln. Zeichnet keinen pseudo-coolen Sci-Fi, wenn ihr keine Liebe zu dem Genre habt. Oder von Physik keine Ahnung.

Ihr könnt auf aktuelle Trends eingehen aber auch nur, wenn ihr Liebe dafür in eurem Herzen habt.

Das „Besondere“

Entweder, ihr könnt das dem Verleger ins Gesicht sagen (erfordert Mut) oder ihr formuliert es schriftlich in eurer Storyzusammenfassung oder ihr seid so gut, dass der Funken nach dem Durchlesen der Manga-Seiten überspringt (schwer).

Kommen wir also abschließend zu dem schwersten der Punkte:

Ihr habt diese Geschichte, die ihr seid Jahren bearbeitet, Tuschen übt ihr jetzt sogar mit der Feder, ihr habt eurer Vorstellungsgespräch mit den Eltern geübt … Und ihr seid ganz sicher, dass eurer Geschichte toll ist.

Aber: Wie lebt ihr damit, wenn alle anderen das nicht finden? Diese Gedanken schieben die meisten weit von sich. Was ist, wenn eurer Werk floppt? Darüber nachzudenken, gehört auch zum Mangaka-Sein.

Ihr bekommt auf Bilder, die ihr im Internet veröffentlicht 50+ Kommentare? Eure Online Manga verfolgen ganze 400 Leute?

Sorry aber wir reden hier von ganz anderen Zahlen. 2000, 3000, 4000 Leser muss eure Geschichte überzeugen. Leute, die dafür Geld ausgeben. Nicht die, die im Netz kostenlos mitlesen.

Wie werdet ihr reagieren, wenn eurer „Baby“ einfach niemand haben will? Wenn es selbst keine negative Kritik gibt, weil die Leute es so uninteressant finden?

Das zu erfahren ist sicher hammerhart und ich bin froh, dass zumindest mir das bis jetzt erspart blieb, weil ich in ein bestehendes Fandom – Freche Mädchen – hineingezeichnet habe.

Für diesen letzten Punkt habe ich leider keine Lösung. Ihr müsst einfach damit rechnen. Eure Karriere kann genau so schnell vorbei sein, wie sie begonnen hat. Die Messen sind der schöne Schein, dahinter stehen Monate lange harte Arbeit und vielleicht trotzdem ein Tritt in den Hintern.

Ich selbst gehe den Weg trotzdem weiter und ich will die, die es auch tun möchten, nicht entmutigen. Deshalb ja auch diese Artikel :-). Wenn ihr wie ich in 10 Jahren zurückblicken wollt mit dem Satz “Gut, dass ich’s durchgezogen habe!”, dann los!

Nun …

Das sind alles Gedanken, die euch in der „Welt der Erwachsenen“ erwarten. Dunkle Gedanken, schwere Entscheidungen, die euch niemand abnehmen kann. Für Feiglinge und Faulenzer gibt es keine Plätze – nur den Fahrkarten-Kontrolleur namens Leser :-). ami

“Mangaka werden” – Antwort auf einige Fragen

Folgende Frage(n) tauchten auf:

"Vielleicht könntest du noch etwas genauer auf die Arbeit mit einem Redakteur eingehen (wie läuft die Kommunikation ab, wie wird Kritik gegeben), auf mögliche Konsequenzen bei (z.B. krankheitsbedingten) Verschiebungen der Deadline, und einen Exkurs was man auf keinen Fall tun sollte, wenn man Mangaka ist/werden möchte."

Es ist schwierig, einen genauen Abriss der Redakteurs-Arbeit zu geben, da Redakteure auch nur Menschen sind und daher auf unterschiedliche Dinge acht geben. Ich mache es eher so, dass ich bei Beginn einer Zusammenarbeit dem Redakteur sage, was ich möchte, z.B. “Bitte sei sehr streng, achte besonders auf den Lesefluss, da hapert’s bei mir”. Oder “Achte besonders auf meine Gesichter, ob sie schief sind”.

Der Redakteur – Ein Freund und Helfer?

Redakteure sind ja meisten eher keine Zeichner und können euch so nur bedingt wirklich tiefgreifende Zeichen-Problematiken erläutern (dafür ist “Manga“ einfach noch nicht weit genug in Deutschland). Aber sie können euch eine sehr wichtige Perspektive geben, nämlich die des “normalen Lesers”. Da sie oftmals (im Idealfall!) objektiv beurteilen, was ihr ihnen vorsetzt (zusammen mit langjähriger Erfahrung im Verkauf) sind sie eine wichtige Hilfe für die “schneeblinden” Mangazeichner. Wie schon angesprochen passiert es bei langer Arbeit in einem Stil nämlich schnell, dass man sich Stil-Seltsamkeiten angewöhnt ;-).

Verschieben der Deadline ist, solange das Release nicht absolut in Stein gemeißelt ist ( ergo Veröffentlichung in einem monatlichen Magazin, Zusammenlegung mit einem Filmstart XD), nicht sooo das Problem aber ich persönlich bin da sehr streng zu mir und mache mir lieber rechtzeitig einen schaffbaren Arbeitsplan.

Bei „Versprich“, das ja in der Daisuki ist, hatte ich die feste Deadline 1. November und da die eben NICHT einfach verschiebbar ist (40 Seiten, die fehlen, kann man ja nicht einfach mit etwas anderem füllen), habe ich mir vorher Gedanken gemacht, wie lange ich wohl brauchen werden. Da flossen Überlegungen ein wie: „Ich will auf B4 zeichnen, das dauert sicher länger“ zu: „Ich will mich besonders anstrengen, das dauert sicher … länger XD“ usw. usf. —

Also habe ich zwei Monate Arbeitszeit eingeplant und das eben auch meiner Redakteurin gesagt. Und dadurch ergaben sich später auch keine Probleme, ich war rechtzeitig fertig.

Kein Redakteur wird euch im Krankheitsfall die Hölle heiß machen aber auch hier gilt, ehrlich währt am längsten ;-).

ami

Gibt es Tabus?

Was man auf keinen Fall tun sollte …? Hm … Also, manches versteht sich ja sicher von selbst aber … Ich würde nicht über den Verlag lästern zu dem ich gerne möchte, so etwas kann auch in einem privaten Gästebuch schnell ans Licht kommen. Bei den Mappensichtungen unhöflich oder pampig zu werden, kann auch schnell den Redakteur gegen euch aufbringen. Genauso schlimm ist aber dümmliches Geschleime Marke „Ihr seid sooo toll, ich kaufe alle eure Mangas!“, ich meine, hey, die Redakteure sind nicht doof.

Außerdem solltet ihr immer Deo benutzen, wenn ihr zu einer Mappensichtung geht!

Zu den anderen Fragen:

"Was mich jetzt mal interessieren würde: Wie “schnell” sollte man denn in etwa zeichnen können, also bis zur komplett fertigen Seite?"

Wie schon erwähnt gibt es da keine gemeingültige Antwort, da ihr vor dem Projektstart die Deadline mit dem Redakteur besprecht. Ich empfehle angehenden Mangazeichnern aber DRINGENST vorher schon mindestens mal 30 Seiten am Stück komplett getuscht/gerastert zu haben, einfach, damit iht ein Gefühl für eure eigene Geschwindigkeit bekommt. Ich z.B. schaffe ein Kapitel mit 24 Seiten im Monat, inklusive Storyboard. Allerdings zeichne ich auch hauptberuflich, heisst, den ganzen Tag und manchmal am Wochenende. Ich glaube, das ich nicht besonders schnell bin, hehe ^^;; … Leider gibt die Bezahlung eines Zeichners nicht immer her, das man sich so viel Zeit lässt. Je schneller man ist, desto besser ist natürlich das monatliche Einkommen. Das hängt auch sehr von eurer Lebensituation ab.

Ich habe aber auch schon gehört, dass ein Zeichner ein Jahr für einen Band Zeit bekommen hat.

WBezüglich der “Kritik von Fremden”: Es ist wirklich schwer, da einen Rat zu geben. Viele Leute sagen gerne mal schnell “Boah wie toll, das muss zu einem Verlag”, auch wenn sie dich nicht kennen. Besonders im persönlichen Gespräch sind Leute sehr euphorisch (eigene Erfahrung). Im Internet wiederum ist man gerne mal etwas strenger … Letztendlich sollte man sich, DENKE ICH, nicht zu sehr auf die Meinung verlagsfremder Leute, positiv oder negativ, verlassen. Am allerwichtigsten ist eure Einstellung zu eurem Werk, eure Einstellung zu anstrengender Arbeit und die Hürde Nummer 1: Die Meinung des Verlags. Wenn eurer Konzept einfach zu schwer zu vermarkten wäre, können es hundert Leute super finden, wichtiger sind mindestens 3000 Käufer im Buchladen. Das ist eine Welt, der nicht jeder stand hält :-/.

Zum Thema “Kann man davon leben”. Ja, man kann vom Mangazeichnen leben, wenn man den Vertrag so aushandelt und der Verlag fair zahlt. Ist aber nicht immer der Fall. Große Sprünge wie fünf Urlaube im Jahr, ein Auto und drei Kinder sind aber nicht drin ^^.

ami

Einzelband: Chance oder Strafe?

Noch eine Frage:

"Und letzten Endes: Was wird denn von Seiten der Verlage überhaupt so nachgefragt? Einzel-Storys, oder bestehen Chancen für komplexe Geschichten wie Bleach oder so? Und natürlich wichtig: Welches Genre?"

Geschichten über drei Bände werden einem absoluten Neuling eher nicht anvertraut werden. Das liegt aber nicht daran, dass Verlagsmenschen böse Trolle sind, sondern ergab sich aus einem gewissen Erfahrungswert bezüglich der Zuverlässigkeit mancher Zeichner. Viele Zeichner verschätzen sich in ihrem Durchhaltevermögen oder ihrem Schreibtalent oder so bricht manches Projekt einfach ein und der Verlag ist in Erklärungsnot oder hat sogar finanzielle Einbußen.

Aber einen Einzelband zu zeichnen ist ja keine Strafe oder unschaffbare Hürde. Und die lange epische Geschichte in der Schublade kann auch noch warten, die meisten Mangaka-Anwärter sind ja noch sehr jung. Eure Geschichte wird nicht schlechter dadurch ^^.

Die Frage nach dem Genre ist zurzeit nicht leicht zu beantworten. Ich persönlich fände es cool, wenn das Debut eine Story ist, die vielen Leuten gefällt und so dem Namen des Debutanten gleich einen positiven Klang verleiht. Das scheint aber vielen Leuten aus mehreren Gründen nicht zu passen: Der Masse (ergo vielen Leuten) zu gefallen, scheint für viele Leute ein rotes Tuch zu sein. Ironischerweise gibt es aber auch leider kein Konzept, wie man 100 %ig vielen Leuten gefällt ^^; (sonst würden wir das alle nutzen, haha). Boys Love zu zeichnen ist kein Erfolgsgarant, ebensowenig Shojo. Ich empfehle hier den Blick in die Kristallkugel, um den “Mangatrend 20XX? herauszubekommen und dann in diesem Genre sein Debut zu machen.

Generell vertrete ich die Meinung, dass es sinnlos ist, auf bereits im Abklingen befindliche Trends aufzuspringen, gerade wären das wahrscheinlich Vampire :-/. Im schlimmsten Fall brandmarkt man dich als Nachahmer und Kopie. Ja, das ist traurig. Ich hatte so eine schöne Vampir-Kurzgeschichte …

Mega-Eintrag. Wenn es neue Fragen gibt, immer her damit!

Können nur Japaner Manga zeichnen?

Dieser Eintrag kommt deshalb zustande, weil ich an einer sehr ausführlichen Antwort auf einen meiner anderen Blog-Einträge hängengeblieben bin. Es handelt sich um Annas Gedanken zum „Manga-Audition“-Post.

Nicht nur, dass sie nochmal Herrn Ishikawas Worte wiedergegeben hat, Anna hat auch selbst was zum Thema Ausdruck geschrieben. Ich habe mir ihre Worte grad nochmal sehr genau durchgelesen und grüble nun, was für Lehren ich daraus ziehen kann.

Ich versuche zu ergründen, warum wir Deutschen noch immer so verkrampft den Japanern hinterher stolpern, obwohl wir technisch eigentlich schon sehr gut sind. Jemand, der so euphorisch und leidenschaftlich für Manga brennt wie Herr Ishikawa sieht es vielleicht schon, wie Anna auch ganz richtig in ihrem Posting bemerkte.

ami

Haben wir’s einfach nicht drauf?!

Ich hadere auch oft mit meinem Stil, der mir so krüppelig erscheint, obwohl ich mit beim Zeichnen so viel Mühe gegeben habe lach … Und ich weiß und weiß nicht, woran es liegt.

Nein, ich weiß es eigentlich. In dem Moment, in dem ein Projekt offiziell wird, verlieren wir Zeichner (und ich würde mal frech behaupten 80 Prozent von uns) eine Leichtigkeit, die wir in unseren privaten Geschichten noch hatten. Eine Mangazeichnerin nannte es mal den „Debut-Blues“. Und nur die allerwenigsten von uns halten diese geniale Leichtigkeit, die Lesern puren Spaß macht. Ich würde behaupten Anna Hollmanns Stupid Story ist so ein Vorbild-Beispiel. Und interessanterweise ist sie auch die zurzeit erfolgreichste deutsche Mangazeichnerin.

„Leichte Unterhaltung“ wie es viele sogenannte Experten mit großen Ambitionen abschätzig nennen würden. Aber seien wir doch mal ehrlich, können wir Mittzwanziger Mangaleser vielleicht auch noch (oder nie) nicht mehr? Weil alles andere gestelzt, gewollt, rausgepresst ist? Wir waren alle mal einfache Fans und keine Literaten. Fast alle haben wir mit Sailor Moon begonnen, einer Serie, die uns sehr gut unterhalten hat. Aber heute lesen wir auch anspruchsvolle Sachen, na klar. Man wird ja älter, jaja.

Hah!

Und wir glauben irgendwann selbst, Literaten sein zu müssen und unsere Themen werden immer schwerer, die Aussagen immer philosophischer, die Moral trieft links und rechts von den Seiten. Ist ein Schreiber nur so viel wert, wie er elegant über Tagespolitik und Abgründe des menschlichen Daseins philosophiert?

Manchmal denke ich, die deutsche Perfektion macht uns allen eine Strich durch die Rechnung. Wir sind im Zeichnen gut aber auch sehr „technisch“ und unterkühlt, weil wir die falschen Schwerpunkte setzen. Aber auch weil wir nicht alle Gefühle aus uns rauslassen, sondern irgendeinem optischen (oder sogar erzählerischen) Ideal hinterher eifern … Und das merken die Leser auch.

Wir schraffieren und Rastern stundenlang aber das alles drängt unsere Figuren in den Hintergrund. Der Wald, die Schule oder wo auch immer sie sich bewegen, spielt plötzlich eine größere Rolle als sie, obwohl die Schauplätze für die Geschichte eigentlich nicht wichtig sind. Oder anders ausgedrückt, WENN die Hintergründe für die Geschichte wichtig sind (weil Fantasy und Sci-Fi Setting), erfahren sie viel mehr Liebe und „Charakter“, als die Figuren selbst. Voller Leidenschaft kratzen und tuschen wir, hier noch ein Blatt, eine Topfpflanze, eine Coladose und dort noch eine Schwarzfläche. Bei mir ist es manchmal sogar so, dass ich sagen kann, was für eine Sendung parallel zum Zeichnen eines bestimmten Panels lief, weil ich SO LANGE daran rumgemacht habe.

Das Wesentliche

Und dann machen wir uns Gedanken um die Outfits der Figuren, hier noch ein Gürtel, da noch eine Rüsche. Und optisch bringt das den Leser sicher näher an die Figuren heran und er kann sie gleich besser einschätzen. Er braucht die optischen Wegweiser. Aber genau wie im realen Leben kratzt das nur an der Oberfläche und das Innerste muss so schnell wie möglich ebenfalls hervorgeholt werden.

Vor einiger Zeit hat eine talentierte junge Dame eine witzig gemeinte Anleitung für den perfekten Manga-Helden gepostet. Insider wissen, gerade bei Jungs-Manga folgt das Vorgehen einem gewissen Schema. Leute wie der Naruto-Zeichner geben sogar ganz offen zu, ihre Geschichte nach dem jahrelangen Studieren dieses Schemas geschrieben zu haben. Aber erstmal Yaas sehr amüsanter Kommentar zum Ganzen :-D:

Yaa im Internet: https://www.facebook.com/Yaatelier

Die Anleitung ist wirklich lustig und enthält viel Wahrheit. Aber sie enthält auch eine weitere Wahrheit, die ich persönlich für wichtig halte, um einen grandiosen Manga zeichnen zu können.

JA, der Held ist meist enthusiastisch und begeistert von der Aufgabe die vor ihm liegt.

JA, die Aufgabe ist besonders im Manga ausgeflippt und abwegig, z.B. der beste Kite-Surfer, Brotbäcker, Whirlpool-Bauer o.Ä. zu werden.

Das Herz

Aber ich glaube, im Kontext meines Eintrags ist das ein Knackpunkt für den Mangazeichner.

Denn ER SELBST, der Mangazeichner, muss 1000 prozentig davon überzeugt sein, dass diese Aufgabe der geilste Shit ever ist.

Und der Zeichner sollte es wirklich fühlen, die Liebe dazu sollte in ihm brodeln, wie im Protagonisten selbst, denn der Leser „riecht“, wenn man nur vorgibt, etwas für großartig zu halten.

Sonst wird es ein lahmer Gag-Manga und jeder Leser weiß. „Ah, er macht sich darüber lustig. Jaja, ganz unterhaltsam aber nicht jede Pointe sitzt.“.

Das selbe gilt meiner Meinung nach für Romance-Manga.

Klingt alles übertrieben? Überdramatisiert? Aber sowas passiert nun mal, wenn man sich für etwas begeistert. Auch Verliebte sind überdramatisch. Wenn sie happy sind. Wenn sie traurig sind. Wahrhaft Verliebte haben einen irren Glanz in den Augen, sind konsumiert von ihren Gefühlen. Und der deutsche Manga-Zeichner sollte es auch sein.

Aber es gibt ein Problem.

Natürlich haben alle, die unter Zwang kreativ sein müssen, dieses Problem. Die physische Arbeit des Zeichnens raubt auch dem „Herz“ des Zeichners die Kraft. Er schüttet Gefühle und Emotionen in seine Figuren aber nebenbei muss er auch sauber tuschen, intelligent rastern, Scannen und Mail-Verkehr betreiben.

Ich glaube, das macht auch den Unterschied zwischen einem Berufs-Mangazeichner und einem „Mangazeichner-Genie“ aus. Letzteres ist für mich jemand, der sich nicht von der physischen Arbeit ablenken lässt, sondern es trotzdem schafft, im Leser etwas zum Klingen zu bringen. Eine emotionale Resonanz zu erschaffen. Und sowas können nur Genies. Und sowas kann man vielleicht auch nicht lernen. Alle anderen sind gut aber …

Das heißt nicht, dass es ein unerreichbares Ziel ist (vielleicht). Aber viele von uns werden kleine Fische bleiben, genau wie bei den Schriftstellern. Nicht jeder wird ein Oda oder eine Rowling. Dafür gibt es ja die Wunderkinder. Wir wären aber gerne auch ein Wunderkind. Gibt es einem Weg dorthin, ein „How to Wunderkind?“

Die Antwort auf diese Frage kommt im nächsten Eintrag!

Nein, das war natürlich ein Scherz. Ich habe die Antwort auch nicht. Aber es macht Spaß darüber nachzudenken :-).

Hoffe der Eintrag hat euch gefallen und bis zum nächsten Mal! ami

Über Tuschefedern

Heute gibt’s eine Leserfrage von Hik:

"Hi, bin zwar etwas spät auf deinen tollen Blog aufmerksam geworden aber trotzdem vielen Dank. Die Insider-Infos und Wachrüttler räumen mit allerlei Klischees auf und da ich auch gerne in die Mangazeichner-Ränge aufsteigen würde, war das für mich ein echter Denkanstoß. Die Leipziger Buchmesse naht und ich stelle gerade ein Kapitel meines Projekts fertig, mit dem ich mich gerne bewerben würde. Da ich mit der Zeichenfeder immer so lange brauche, bin ich irgendwann auf Fineliner umgestiegen. Kannst du mir sagen was professioneller wäre? Habe schon verschiedenes dazu gehört…da gingen die Meinungen sehr auseinander. Ich möchte nicht unprofessionell auftreten.

Eins habe ich noch. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob der Trend von “analogem Zeichnen” weggeht und viele auf digital schwören – Grafiktablet usw. Hast du eine Ahnung wie die Meinung in Fachkreisen ist? Wäre toll, wenn du mir da weiterhelfen könntest, vielen Dank für deinen Blog."

Hallo Hik!

Danke erstmal! Genau für solche Gelegenheiten habe ich diesen Eintrag verfasst. Schön, dass ich dir ein bisschen helfen konnte.

Zum Thema Feder (eine kleine Glaubensfrage): Ich bin selbst damals von Copic Multiliner (Fineliner) auf Feder umgestiegen. Und ich gehörte auch zu den Leuten, die damals meinten, das man den Unterschied nicht merkt oder Feder imitieren kann. Aber die Sache ist: Warum einen Federstrich imitieren, wenn man auch gleich mit Feder zeichnen kann?

Ich möchte auch Folgendes erwähnen: Keiner der professionellen deutschen Mangaka, die mit Feder arbeiten (und das sind einige), würden wieder zurücktauschen. Die ablehnenden Meinungen zur Feder kommen fast ausschließlich von Leuten, die selbst nicht schonmal 120 Seiten damit getuscht haben. Alle anderen bleiben dabei, wenn sie erstmal eingezeichnet sind. Viele sind auch schneller mit der Feder aber das spielt ja erst bei der Veröffentlichung eine Rolle.

Und noch meine persönliche Meinung: Viele Linienführungen sind nur mit der Feder möglich und haben eine Schönheit, die sich nicht imitieren lässt. Oder nur sehr zeitaufwändig knapp imitieren lässt. Und wie gesagt, warum Wassermelone mit Zucker bestreuen, wenn man auch gleich Honigmelone kaufen kann.

ami

Die Feder ist ein Arschloch

Ich hab mir mal die Mühe gemacht und meine Meinung zu einigen japanischen Federn geschrieben:

Zeichenfedern sind biestig, ich weiß. Einige Tipps, die ich dir geben kann:

Die fehlende Kontrolle, die man anfangs mit der Feder empfindet, wandelt sich bald in eine gewisse Freiheit: Haare, Schraffuren, Blush, das alles gelingt mit einem schönen Federstrich viel besser.

Ich benutze übrigens den School-Pen, Rundfedern (am liebsten die von Zebra) und die Deleter Tusche Nummer 5. Es müssen allerdings nicht immer die Original japanischen Produkte sein! Wer Geduld hat, findet mir etwas Ausprobieren sicherlich auch in Deutschland Entsprechendes!

Und zur Frage des Digitalen: Ich finde, man merkt (noch) zu sehr, wenn Striche digital gezogen werden und nicht analog mit Feder und Tusche. Wer kann aber schon wissen, wie das in Zukunft sein wird ... Generell bevorzuge ich analoge Kolorationen, weil die oft individueller sind, als Computerkolorationen. Aber das ist nun wirklich eine Glaubensfrage.

Mein letzter Tipp für einen guten Eindruck bei Mappensichtungen: Eigener Stil aber der dann sicher! Übersichtliche Seiten! Kein steifes Rumposen der Charaktere, sondern situationsbedingte Lebendigkeit (DAS ist schwer für viele)..

Ich hoffe, ich konnte dir damit es helfen, liebe Hik :-). Und für die anderen war es vielleicht auch interessant —

ami

Extra: Über Leuchttische

Und noch eine Frage zum Thema Leuchttisch von David:

"Wow, sehr informativ. so einen beitrag hätte ich vor nem jahr dringend gesucht XD.Aber ich hätte da eine ganz andere Frage: Leuchtpult – unbedingt nötig oder nicht?"

Hi David!

Also, beim Übertragen von Bleistiftlinien zu Tuschelinien hast du ja drei Möglichkeiten:

1) Du zeichnest mit Bleistift vor, tuschst über die Bleistiftlinien drüber und radierst zum Schluss die B-Linien weg. Ergebnis: Getuschte Linien, vielleicht mal ein Knick im Blatt. Vorsichtig radieren!

Gut für Leute, die: Sehr dünne Linien mit Bleistift ziehen, die wenig das Blatt eindrücken. Also nur ganz sanft skizzieren, wenig wegradieren. Das Blatt muss immernoch glatt und schön sein, wenn ihr mit Tuschen anfangt. Außerdem sollte man starke Arme haben, kein Witz. 30 Seiten zu radieren, ist anstrengend.

Diese Methode ist z.B. nix für mich, weil ich sehr schmiere im Skizzenstadium, tralala!

2) Du zeichnest die Linien mit einem blauen Bleistift vor. In manchen Geschäften gibt es blaue Minen für Druckbleistifte. Das ist anfangs etwas irritierend aber man gewöhnt sich dran. Diese Linien sind etwas schwerer zu radieren (z.B. wenn ein Auge schief sitzt), also auch eher geeignet für Leute, die sehr sicher im Skizzieren sind.

Der Vorteil kommt dann beim Tuschen: Diese blauen Linien muss man nicht wegradieren, weil sie nach dem Einscannen mit einem Grafikprogramm separat gelöscht werden können. Die Linien bleiben also auf dem Papier und danach wird, vereinfacht gesagt, alle “Blau”-Informationen im Bild gelöscht. Ergebnis: Nur noch schwarze Linien auf dem Blatt.

Gut für Leute, die: Es nicht irritierend finden, wenn überall blaue Linien übers Blatt laufen. Selbst einscannen können und sich mit Grafikprogrammen auskennen. Zugang zu solchen blauen Minen haben.

3) Durchpausen mit Leuchttisch/-Pult/Glasplatte/Fenster. Man legt ein neues, sauberes Blatt auf das alte Skizzenblatt. Durch die Lichtquelle von unten scheinen die Skizzen durch und man kann pausen. Ist am Anfang ungewohnt, weil man quasi ein komplett leeres Blatt füllt. Aber dieses Blatt ist dann ultimativ sauber und ohne Knicke, da man ja nur mit Tusche darauf gearbeitet hat.

Gut für Leute, die: Sich nicht davon irritieren lassen, keinerlei Anhaltspunkte auf ihrem Blatt zu haben. Erfordert etwas Übung, mit dieser Methode wirklich exakte, schöne Gesichter hinzubekommen. Die ultimative Methode für Leute, die im Skizzenstadium sehr schmieren (wie mich :-P).

Hoffe, das hat dir geholfen, David ^^. ami

Das Layout von professionellen Mangaseiten

Ich habe neulich eine Frage per Mail bekommen, die ich aber auch so mal ansprechen wollte. Es geht um das richtige Layout beim Mangazeichnen:

Frage von Sara:

"Ich habe mir richtiges Mangapapier aus dem Ausland bestellt (das mit den Rändern und den helltürkisen Markierungen), bin aber noch überfragt wie man es richtig anwendet. Ich glaube man darf nur bis zu einer bestimmten Linie zeichnen, weil der Rest sonst beim Druck abgeschnitten werden würde. Ist das richtig?"

Antwort:

Hallo Sara :-). Ein Layout dient dazu, deine Mangaseiten zu vereinheitlichen und das Paneling übersichtlich zu gestalten. Ein Mangalayout besteht, einfach gesagt, aus einem sicheren, einem unsicheren und einem gefährlichen Bereich rawr (siehe Bildbeispiel):

Weißer Bereich – Sicher! In den weißen Bereich kommen alle deine Panels. (Einzige Ausnahme: Panels, die bis zum Blattrand gehen sollen.) In diesem Bereich sollten sich auch deine Sprechblasen befinden. Sie KÖNNEN etwas darüber hinausragen aber nicht viel! Beim Profi-Mangapapier ist dieser Bereich meist mit einer gestrichelten blauen Linie eingrenzt.

Rosa Bereich – Unsicher aber nützlich! In den rosa und roten Bereich kommen Bilder, die dieses feste Seitenlayout durchbrechen sollen. Sie bringen Unruhe auf die Seite und können für Effekte genutzt werden. In diesen Bereich kann man z.B. große Gesichter zeichnen:

Roter Bereich – Gefährlich! Der rote Bereich (auf deinem Profi-Papier durch eine durchgehende blaue Linien vom rosa Bereich abgetrennt) markiert den Bereich, der potenziell weggeschnitten werden könnte. Man MUSS in diesen Bereich hineinzeichnen. Aber Achtung! In den roten Bereich gehören keine wichtigen Bildelemente. Keine Sprechblasen, keine Auge, nichts, was für das Verständnis des Bildes wichtig ist. Schauen wir uns mal Beispiele an, wie man es NICHT macht:

Alle “NG” Sprechblasen sind problematisch und würden wahrscheinlich von einem Redakteur kritisiert werden. Sie ragen zu sehr in den roten Bereich hinein und könnten weggeschnitten werden, zusammen mit wichtigem Text. Besser nicht machen.

Alle blauen “NG” Figuren sind problematisch. Die Nase des Mädchens oben könnte weggeschnitten werden. Beim Mädchen unter würde man nur die Fingerspitzen sehen. Die zeichnerische Arbeit, die ihr euch macht, würde vielleicht weggeschnitten, also besser vorher gut planen.

Weitere Fragen

"Zeichnest du die Skizzen für eine Mangaseite erstmal auf völlig normales Papier?"

Antwort:

Ja. Das Skizzenpapier ist normales Kopierpapier A4. Das Papier zum Tuschen ist dickes, glattes Papier, wie man es z.B. zum Drucken beim Laserdrucker nimmt. Ich benutze A4 zum Skizzieren UND zum Tuschen.

"Frage: Wie groß muss so eine Mangaseite sein (ich habe schon bei Verlagen gefragt, aber die Antworten haben mir nicht weitergeholfen)?"

Antwort:

Die Blattgröße ist egal aber nicht kleiner als A4, wenn es geht. Die Verlage haben allerdings alle andere Vorgaben, was den weißen, sicheren Bereich angeht, den ich oben erwähnte. Deshalb bringt es nichts, jetzt schon nach Verlagsangaben zu zeichnen. Wichtig ist, dass ihr den weißen Bereich an sich einzeichnet und beachtet. Das Verhältnis der Bereiche ist in etwa wie das in meinem ersten Beispiel. Das genügt vorerst völlig! Ihr bekommt keine extra Punkte bei der Bewerbung, weil ihr deren Seitenverhältnis benutzt ;-).

"Frage: Wenn ich Bleistift auf Mangapapier anwende, krieg ich es später kaum mehr weg, man sieht es sehr unschön hervortreten. Wie machst du es? Tust du deine Vorskizze auch auf dieses Papier mit Bleistift übertragen oder direkt mit Tusche (was bestimmt sehr schwierig wäre)?"

Antwort:

Mir geht es genauso, haha. Du kannst harte Bleistifte (h oder 2h) benutzen und mit wenig Druck arbeiten. Dann hast du nur ganz schwache Bleistiftlinien auf deinem Blatt. Ich bevorzuge aber weiche Bleistifte (2b) und pause dann das Blatt durch. Ich pause direkt mit Tusche durch! Es ist gewöhnungsbedürftig aber mit etwas Übung geht das gut!

"Frage: Benutzt du einen Leuchttisch um deine Vorskizzen auf das richtige Mangapapier zu übertragen? Geht es auch ohne Leuchttisch? Ich besitze nämlich keinen …"

Antwort:

Es geht auch ohne Leuchttisch! Ich habe früher lange mit dem Couchtisch im Wohnzimmer gearbeitet (der hatte eine Glasplatte). Manche bauen sich aus Büchern und einer Glasplatte einen Leuchttisch. Das Arbeiten am Fenster würde ich eher nicht empfehlen. Also JA, wenn du länger Mangazeichnen möchtest, brauchst du eine Glasplatte mit einer Lampe drunter zum Durchpausen. Oder du schaust in diesen Blog-Eintrag von mir, vielleicht findest du dort Anregungen: Zum Thema Leuchttisch nach unten scrollen. Ansonsten hilft nur Sparen, sich so ein Gerät zu Weihnachten wünschen oder die Kleinanzeigen im Auge zu behalten ;-).

Liebe Sara, ich hoffe, ich konnte dir helfen :-). Ich wünsche dir noch viel Spaß beim Zeichnen und lass dich nicht unterkriegen.

(Und den anderen Lesern hat es hoffentlich auch was gebracht, ne ;-)?) ami

Welches Genre für euren Manga (Thema Action)?

Lucas schrieb:

“Hallo, Ich finde ihre Einträge sehr toll, und haben mir viel geholfen. Ich zeichne Action-Mangas (Shounen), ich verstehe ja dass sie dazu bestimmt nicht viel zu sagen haben, aber ich habe halt gemerkt dass die Verlegern seit viele Jahre keine Deutsche Action-Mangas mehr veröffentlichen, heißt es dann die werden mich nicht annehmen weil ich Action zeichne?”

Hallo Lucas! Also erstmal: Ich habe über Shounen (Jungs-Manga) genauso viel zu sagen, wie über Shojo (Mädchen-Manga)! Ich beschäftige mich mit vielen Aspekten im Manga und, Tataa!, liebe es, Action-Szenen zu zeichnen und zu inszenieren! Ich kann also gerne etwas dazu schreiben :-).

Aber erstmal zu deiner Frage: Wie du an einigen aktuellen Veröffentlichungen erkennen kannst, schließen deutsche Verlage Manga mit Action nicht aus! Bei Tokyopop gibt es z.B. die Werke von David Füleki und Martin Geier, die “typische” Actionszenen enthalten, also Passagen mit Speedlines, Staubwolken und großflächigen Soundwords ;-).

Generell: Auch wenn schöne Actionszenen einen Manga tragen können, wird der Verlag trotzdem verlangen, dass sie in eine schlüssige Handlung eingebaut wurden. Daran scheitern höchstwahrscheinlich die Bewerbungen, nicht an der Action an sich.

Das heißt für dich: Vor den “spaßigen” Actionszenen, brauchst du ein Grundgerüst namens Story. Und bevor die steht, sollte man sich Gedanken über Ort, Zeit, Feeling der Geschichte machen – über das Genre eben.

Wenn es Kämpfe zwischen den Charakteren geben soll, braucht es einen sympathischen Hauptcharakter samt Kumpels, Rivalen und einem coolen Antagonisten. Wenn du Raumschiffschlachten zeichnen willst, solltest du ein gewisses Technikverständnis haben; wenn du Gangster und Verfolgungsjagden cool findest, solltest du Waffen und Autos zeichnerisch beherrschen.

ami

Eure eigene Überzeugung

Und wichtig: Bette die Action in ein Genre, dass dir Spaß macht, nicht in etwas, von dem du glaubst, der Verlag will es. Wenn du acht Monate an einem Manga sitzt, sollte der alles beinhalten, was dir Freude macht, umso leichter hältst du ihn dann durch.

Das wäre meine allgemeine Antwort an dich. Trau dich ruhig und geh mit einer “Action-Bewerbung” auf eine Mappensichtung. Die Redakteure können dir dort sehr gutes, individuelles Feedback geben und vielleicht klappt es ja mit einer Veröffentlichung!

Mehr Action

Ich würde gerne noch weiterführend etwas zum Thema Action sagen, ist vielleicht auch für andere interessant (Achtung, Inga holt wieder aus :-D). Die folgenden Überlegungen lassen sich natürlich teilweise auf jedes beliebige Genre übertragen aber ich bleibe mal bei “Action”.

Am Anfang sollte man sich immer fragen, was genau einen am Action-Genre so fasziniert: Die schnellen, lebendigen Seiten (Das Zeichnerische)? Charaktere, die immer wieder über sich hinauswachsen müssen (Das Persönliche)? Die Emotionen, die Härte? Erst, wenn man sich selbst analysiert hat (und vielleicht den Lieblingsmanga), kann man genau “das Ding” für sich finden. Möglichkeiten gibt es viele und man sollte zielgerichtet arbeiten. Legt den Fokus auf den Aspekt, der diesen Durst nach Zeichnen in euch weckt ;-)!

Wenn einem dann schon bestimmte Kämpfe oder Konflikte im Kopf herumspuken, ist das eine gute Voraussetzung für eine Geschichte, die man darum schreiben kann. Als Hilfe zum Thema Schreiben an sich empfehlen sich auch ganz klassische Bücher über Dramaturgie oder Erzähltechniken. Generell ist es hilfreich, wenn man ein übergeordnetes Thema hat, z.b. “Der Kampf gegen die eigene Angst” oder “Der Kampf um ein Mädchen”.

Der Verlag findet es natürlich toll, wenn man gut zeichnen kann aber auch bei Shounen sollte man sich nicht um eine sorgfältig geschriebene Geschichte drücken! Und wie bei 1-Band-Shojo-Titel auch, muss man gar nicht so weit beim Inhalt ausholen. Man musst sich nur sicher sein, wo man den ungefähren Fokus der Story setzt (siehe Bildbeispiel); auf ein Gefühl (Hass, Rache, Liebe), auf ein Setting (Kämpfer, Raumschiffe, Gangster) oder durchgeknallte Figuren. Für einen einzelnen Band sollte man die Geschichte nicht allzu sehr vollstopfen, da Action erfahrungsgemäß sehr viel Platz (Seiten) verbraucht. Ein einzelner Konflikt frisst schnell mal zwanzig Seiten und für einen Endkampf kann man noch viel mehr einplanen!

Allen, die selbst Action zeichnen, erzähle ich sicherlich nichts Neues, wenn ich sage, dass so eine Actionszene auch viel Kraft kostet, da man eine ja eine Art Choreographie schreiben muss: Wer steht wo, wer nutzt welche Waffe, wer hat welche Fähigkeiten und wo landen die Figuren nach der Szene. Meist beinhalten Kampfszenen ja sehr engen Kontakt zweier Figuren, also wird man in vielen Panels zwei (oder mehr!) Personen zeichnen müssen, die direkt miteinander agieren und auf sich reagieren. Das ist eine Menge Arbeit! Und wie soll die Szene erscheinen, kraftvoll, leicht, gehetzt? Sind beide Profis oder müssen sich sich unglaublich anstrengen? Die Möglichkeiten (und Herausforderungen) sind zahlreich.

Eine Geschichte in einer Geschichte

Ich finde, dass Actionszenen wie ein kleiner Manga in einem Manga sind. Du hast eine Einführung (wer steht wo), du hast einen Spannungsbogen (Wer hat grad die Oberhand, steht der Held kurz vorm Verlieren), einen Wendepunkt (der Held rappelt sich z.B. nochmal hoch) und einen Schluss, das “Ergebnis des Kampfes”. Man muss super sorgfältig sein, sonst werden die (Kampf-)Szenen zusammenhangslos und der Leser schaltet ab, weil sie keinen Sinn machen.

Ein paar Kenntnisse in Kampfsport oder Schwertkampf sollten ebenfalls vorhanden sein, wenn man ein realistisches Feeling anstrebt. Wie man die Fäuste oder ein Schwert hält (oder eine Pistole aussieht), kann viel dazu beitragen, ob eine Szene überzeugend oder lächerlich rüberkommt.

Ich persönlich liebe Action wegen der Schnelligkeit, mit der ich die Figuren durch die Panels jagen kann! Beim Tuschen bereue ich es dann wieder, wenn ich tausende Speedlines ziehen muss, haha. Das bringt mich zum letzten Punkt: Der Optik.

ami Was die optischen Anforderungen angeht, stellt Action grad unerfahrene Zeichner vor einige Hürden: Personen, meist in Ganzkörperansichten, die nah beieinander stehen und auf sich reagieren. Das hört sich einfach an aber wer schon Probleme hat, einzelne Figuren posen zu lassen, wird wissen, was ich meine. Für Actionszenen sollte man seine Figuren bereits gut beherrschen, sowohl in kraftvollen Posen, als auch in verschiedenen Perspektiven. Und da man die “Kamera” viel um die Figuren herumschwenkt, sollte man auch die Hintergründe in vielen Perspektiven beherrschen. Und was bringt es, wenn ihr drei Stunden an einem Panel sitzt, wenn der Leser dann vor lauter Linien und Staubwolken nichts mehr erkennt. Komposition und Übersichtlichkeit ist also ebenfalls vonnöten.

Schnelle Linien

Das Sahnehäubchen jeder Actionszene sind (grad im Manga) natürlich die Effekte: Speedlines (bitte mit Lineal ziehen), Flashes oder Blitze, aufgewirbelter Staub, fliegende Steine, aufgewirbelte Blätter, schicke Soundwords. Hier kann man natürlich auch mal bei den Profis schauen und analysieren, warum eine Action-Sequenz kraftvoll und brutal wirkt und die andere leicht und elegant.

Ein weites, weites Feld! Ich könnte noch stundenlang über Actionszenen reden, haha. Aber die Quintessenz des Eintrags bleibt trotzdem:

Überzeugende Geschichten kommen aus eurem Herzen UND aus sorgfältiger Planung.

Eine Actionszene reißt am meisten mit, wenn man die betreffenden Figuren bereits ins Herz geschlossen hat.

Ein gewisses zeichnerisches Niveau muss vorhanden sein. Üben, üben, üben, es führt kein Weg dran vorbei. Lieber Körper üben, als sich in aufwändigen Designs zu verlieren.

Je wirrer die Szene (Massenschlägerei), desto klarer muss eure Ausführung dieser sein. Verliert nie die Aufmerksamkeit des Lesers und bleibt “lesbar” :-).

Viel Glück an alle Action-Zeichner dort draußen! ami

Bewerbungserfahrungen

Wer von euch war denn auf der Buchmesse in Leipzig zur Mappensichtung? Bei welchen Verlagen wart ihr? Hattet ihr bereits Projekte oder wolltet ihr “nur” Kritik? Wie war es, eure Arbeit bewerten zu lassen? Wart ihr sehr aufgeregt?

Hat es etwas gebracht? Vielleicht mag der ein oder andere etwas erzählen (ohne Ergebnisse, nur zur Info für noch Unentschlossene)?

Damit nicht nur immer ich Infos verteile, sondern auch Neulinge ihre Erfahrungen weitergeben können.

Hier sind eure Antworten:

Leser Hik sagt:

"Joah also,dann geb ich mal einen zum Besten.

Ich war am Samstag auf der Messe und bin mit einem Projekt hingegangen. Das war nicht meine erste Mappensichtung und ich habe mir auch keinen überschwänglichen Erfolg ausgemalt, man kann sagen, dass ich trotz Projekt wegen der Kritik hingegangen bin.

Aufgeregt war ich übrigens die ganze Zeit, was den Tag sehr anstrengend gemacht hat – meine Freunde haben glaube ich auch ein wenig mitgezittert. :D> Ich habe es zu EMA, Tokyopop, Carlsen und Comic Culture geschafft und obwohl ich manche Kritik irgendwie “schade” empfunden habe, bin ich sehr zufrieden.

Tja, was meine ich jetzt mit “schade”.Es kann etwas deprimierend sein, wenn etwas kritisiert wird, woran man in letzter Zeit heftig gearbeitet hat. In dem Moment fühlt sich das wie ein kleiner Rückschritt an. Bei mir war es die Anatomie und Proportionen – da habe ich mich verbessert. Das weiß ich aber das wissen nicht die anderen. Und es hilft ja auch nichts, wenn es immer noch Verbesserungsbedarf gibt. ^^” Die Mappensichtungen haben mir gezeigt, dass es noch nicht reicht und ich weiter an bestimmten Dingen arbeiten muss. Das ist einfach die Endaussage, auf die man sich konzentrieren muss.

Es ist auch schwierig, wenn man Ratschläge beherzigt und an anderer Stelle gesagt bekommt, dass es so nicht okay ist.

Das ist etwas, was ich immer sehr schwierig finde: insgesamt werden meistens die selben Aspekte gelobt und die selben werden kritisiert. Aber wenn dann mal Redakteur A etwas kritisiert, was Redakteur B total Bombe fand, dann ist das sehr verwirrend. XD War aber dieses Mal bei mir nicht der Fall. (aber früher schon Mal) Ansonsten muss man sich etwas in Acht nehmen. So eine Schlange bei einer Mappensichtung kann ein Haifischbecken sein. Kann aber auch voller netter Gleichgesinnter sein mit denen man sich prima unterhalten kann.

Und was ich nur jedem Raten kann, ist, dass man sich ein wenig über den Verlag informieren sollte. Mit mir standen einige Leute an, die sich lange Vorträge anhören mussten, dass sie nicht in das Verlagsprogramm passen/dass sie keinen Manga zeichnen/usw. Das ist für die Leute nicht schön und auch für alle anderen nicht.

Früher war es für mich etwas schwierig, dass um einen herum evtl. die anderen Leute stehen, die zur Mappensichtung möchten und alles mithören können. Lob und Kritik. Früher fand ich das furchtbar aber mitlerweile ist es mir egal. Glaube dafür bin ich trotz meiner Fehler zu stolz auf mein Projekt. ^_^ Ansonsten kann ich nur jedem Raten so eine Gelegenheit wahrzunehmen, denn nur Kritik bringt einen voran. Lob ist etwas für die Seele. Beides ist wichtig, natürlich. Wenn man erfährt was gut ist, weiß man, dass das eine Baustelle ist, an der man nicht mehr oder weniger arbeiten muss. Das ist viel Wert und liefert Zeit, um sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren.

Außerdem sind die Redakteure allesamt freundlich – niemand reißt einem den Kopf ab oder kritisiert einen in Grund und Boden. Warum sollten sie auch? ^^

Ein Fehler den ich glaube ich gemacht habe: meine Mappe war zu groß. Ich habe zuviel mitgebracht. Es macht eben nicht unbedingt die Masse, sondern eher die Qualität.

Mehr fällt mir nicht ein. :D"

Inga antwortet:

Das klingt doch schon sehr gut. Du sprichst schon einige Punkte an, die ich auch von früher kenne, z.B. unterschiedliche Aussagen zu der gleichen Problematik. Oder die Enttäuschung, wenn man harte Kritik bekommt.

ami

Der strenge Redakteur

Aber ich denke, die Redakteure sind deshalb so hart, weil sie a) wissen, dass ihr euch viel Mühe gegeben und Zeit für die Mappe genommen habt. Diese Zeit habt ihr später nicht mehr. Die meisten Verlagszeichner haben anfangs einen Qualitätsabfall im Vergleich eigene Projekte – Verlagsprojekte. Das hängt mit dem Druck zusammen, dem Wunsch, “ganz besonders gut” zu sein und eben dem Zeitfaktor. Sie wissen also, dass eure Mappe mit Sorgfalt enstanden ist (alles andere wäre Selbstmord ;-)) und das eure Leistungen später eher etwas abfallen. Deshalb sind sie (besonders bei TP) so super streng, bereits bei der Sichtung.

Außerdem wollen sie euch b) ja auf das Haifischbecken Veröffentlichung vorbereiten. In Foren werden Fehler gerne mal mit der Lupe gesucht.

Das andere mithören können, ist den beengten Verhältnissen geschuldet :-(. Da muss man sich einfach auf seine Chance konzentrieren. Die Umstehenden haben euch am Ende des Tages eh vergessen.

Der Fehler mit der zu großen Mappe passiert vielen. Lieber nur das Beste mitnehmen und richtig Eindruck schinden. Skizzen und Farbillus sind zwar gut aber nicht entscheidend.

Niemals den Mut verlieren!

Jedenfalls … Sei nicht allzu deprimiert, Hik! Mit dem Alter und der Wiederholung kommt die Gelassnheit bezüglich harter Kritik. Als Dienstleister Illustrator/Mangazeichner muss man sich auf so etwas gefasst machen. Selbst ich bin heute noch traurig, wenn meine Zeichnungen nicht gut ankommen, haha. Aber nach einer Nacht Schlaf setzt man sich eh wieder vor’s Blatt und macht weiter :-).

Man darf auch nie vergessen, dass man für den Verlag eine kleine, unbekannte Person ist. Am Tag haben die Mitarbeiter so viel zu tun, dass sie dich und dein Projekt schnell wieder vergessen. Deshalb sollte man sich nicht verrückt machen und weiterhin bescheiden bleiben. Projekt-Vorschläge zu schicken heißt nur, dass sie Potenzial in dir sehen. Sollte dein Projekt nicht gut genug sein, war es das dann schnell wieder.

Deshalb gilt: Ruhe bewahren. Zuhause ein neues Projekt auf die Beine stellen. Diesmal besonders selbstkritisch sein. Auf eine gute Story und gute Schreibe achten (WICHTIG!!). Die Zeichnungen haben sie ja jetzt gesehen, die müssen natürlich weiter so gut bleiben. Aber am wichtigsten in dieser Phase ist, dass sie die Story mögen. Ohne Story kein Vertrag. Deshalb lieber etwas mehr Zeit lassen, die Leute vom Verlag haben dich eh schon wieder vergessen (nicht böse gemeint ;-)). In der neuen Projektvorstellung kannst du dann erwähnen, wann und wo man sich gesehen hat aber es bedeutet keinen Bonus oder so. Du kannst dir bis zu einem halben Jahr Zeit lassen, würde ich sagen aber dann muss das Konzept auch 1a sein. Sich schnell neue Sachen auszudenken, ist auch ein wichtige Gabe für einen Mangazeichner. Hoffe, das hat geholfen ^^.

Danke für deinen ausführlichen Post. Vielleicht motiviert das ja noch mehr Leute ^^.

Leser Kuma sagt:

"Ich war bei der Mappensichtung von Tokyopop und obwohl es so ganz plötzlich zu der Entscheidung kam, hätt ich am liebsten das Weite gesucht, als ich dran war, so aufgeregt war ich. XD”

Eigentlich war ich tatsächlich nur wegen der Kritik da und hab wirklich viel mitgenommen und weiß jetzt auch sehr genau was ich ändern möchte und woran ich arbeiten muss.

Es war sehr positiv und weils so schön war, bin ich dann noch weiter zum nächsten Verlag, der sogar noch lehrreicher und positiver war. XD

Ich kanns nur empfehlen und werds auch sicher noch ein paar mal nutzen.. _ (Klingt wie eine Drohung)"

Noch eine Meinung, diesmal von Leserin Salamandra:

"Dieses Jahr war ich leider nicht bei der Mappensichtung. Mir fehlte im Vorfeld die Zeit eine ordentliche Mappe zusammen zu stellen. Aber ich kann ein paar Dinge vom letzten Jahr erzählen.

Meine Freundin und ich sind damals zu Tokyopop und Carlsen gegangen. Letztes Jahr (war nicht meine erste Mappensichtung) war meine Mappe dünner (weil sie beim ersten mal zu voll war) und hatte stattdessen noch mein Skizzenbuch mitgenommen, einfach für den fall das man doch noch mehr sehen möchte. Bei Carlsen lief es für mich wirklich sehr mies. Kai-Steffen Schwarz hatte meine Mappe schnell durchgesehen, das Skizzenbuch durchgeblättert und meinte das er nicht viel dazu sagen kann. Ich war richtig enttäuscht und frustriert über mich selbst…

Meine Freundin hingegen kam gut an, wurde geben ihre Mappe dazulassen. Tat sie erstmal nicht da wir noch zu TP wollten worauf hin sie die Visitenkarte bekam. Nach der Sichtung bei TP gab sie die Mappe doch bei Carlsen ab da sie sie nicht mehr brauchte (und auch ein wenig gefrustet war) Antwort von Carlsen hat sie bis jetzt (über ein Jahr später) immer noch nicht erhalten. Sie schrieb zwar öfters mal wieder hin und wurde dann immer wieder vertröstet (dauert noch 2 Wochen, 1 Monat, 3 Monate etc.) und meinte dann das sie ihre Mappe gerne wieder hätte. Sie bekam dann gesagt das das aber ein endgültiges “nein” wäre sie aber wirklich an ihr interessiert wären. Deswegen hat Carlsen die Mappe heute noch. Eig. wissen wir das das Problem darin liegt das Carlsen nicht das passende Format für ihren Stil hat (er ist nunmal nicht “typisch Manga”) dennoch wäre es schön wenn man eine Aussagekräftige Antwort bekäme. aber nun zurück zur Mappensichtung.

Danach sind wir eben zu Tokyopop.

Während meine Freundin bei Jo Kaps war (und ich sehr froh war ihm nicht ausgeliefert zu sein nach der vernichtenden Aussage von Carlsen) kam ich zu einer sehr netten Dame. Sie schaute sich besonders mein Skizzenbuch und nicht die Mappe an.

Gab mir wertvolle Tipps wie bspw. das ich mehr verschiedene Posen üben sollte (da im Skizzenbuch damals fast immer die selben Posen waren) jedoch meinte ich solle ein und die selbe Pose immer und immer wieder zeichnen bis sie wirklich gut ist. Und was mich etwas getroffen hat, war das sie meine Gesichter Kritisierte. Sie sagte mir die Augen seien zu weit auseinander und das Kin wirkt zu abgeschnitten. Sie hatte natürlich recht mit ihrer Kritik nur waren Köpfe das, was ich am meisten gezeichnet hatte, und das dann genau diese kritisiert wurden und nicht Proportionen traf mich erstmal. Hieß das, das meine Proportionen bereits in Ordnung waren? Nein. Nur das in den Gesichtern das größere Problem ist.

Die Kritik die meine Freundin von Jo Kaps war, war eher genau das Gegenteil von dem was sie von Carlsen hörte. Vor allem bekam sie gesagt das ihr Stil nicht zu TP passe. Danach gab sie eben ihre Mappe aus frust und verzweiflung doch bei Carlsen ab.

Nach der LBM und der Kritik die ich von TP bekam war ich erstmal sehr motiviert daran zu arbeiten, aber gleichzeitig so verkrampft das mir erstmal GAR NICHTS gelang. Erst als ich “frustzeichnete” ging es mir besser und ich konnte konsequent an den Kritikpunkten arbeiten.

Was mir damals besonders schwer fiel, waren meine Nasen zu verändern. Die Dame bei TP meinte meine Gesichter seien allgemein zu skizzenhaft. Ich wusste auch warum sie das sagte. Wegen meinen Nasen. den ich zeichnete bis dato mir meine Naen “offen” was sich i-wann zu meinem Stil/Merkmal entwickelte und ich i-wie stolz auf diese “Besonderheit” war. Es war für mich hart “neue Nasen” zu finden und zu zeichnen aber inzwischen bin ich wirklich sehr froh das ich auf die Vorschläge eingegangen bin und diese verbessert habe.

Umso mehr finde ich es schade das ich dieses Jahr die Gelegenheit dazu nicht nutzen konnte zur Mappensichtung zu gehen. Besonders bei TP – da mich wirklich sehr interessieren würde was sie jetzt nach einem Jahr zu mir sagen würden. Ob Gesichter immer noch ein Kritikpunkt sind oder ob jetzt etwas anderes im Vordergrund steht.

Ich weiß durchaus das ich noch einige Mankos habe (wo nach wie vor Hände und Füße dazu gehören) aber die Kritik von (Verlags)Leuten ist doch sehr Hilfreich da sie mit einem ganz anderen Blick drauf sehen.

Mit einem Projekt selbst bin ich noch nicht zu einer Mappensichtung gegangen – jedoch habe ich schon ein paar Mappen verschickt – ohne Erfolg bisher <3"

ami Inga antwortet:

Wow, danke für dein Feedback!

Ich verstehe, was du meinst mit “Hinterher fällt einem auf, dass sie Recht hatten”. Ich bin auch nicht gut im Kritik annehmen; heißt, oft fallen mir meine Fehler und Seltsamkeiten zum Zeitpunkt der Kritik nicht auf. Erst später merke ich “Hey, derjenige hatte recht. Damn :-P”.

Toll auch, dass du deine Frustphase überwunden hast!

Damit sind wir am Ende der Bewerbungserfahrungen angekommen. Ich hoffe, ihr konntet einige nützliche Infos für euch herausfiltern, liebe Leser! Bis zum nächsten Eintrag ;-)